Das Alumni Magazin des Studiengangs Druck- und Medientechnik


Forschung als Sprungbrett zur Industrie

Interview mit Prof. Dr. Michael Dattner

Ein Blick hinter die Kulissen der Lehre im Studiengang Druck- und Medientechnik: Prof. Dr. Michael Dattner über seine Vision, des wissenschaftlichen Ansatzes und der praxisorientierten Ausbildung an der Berliner Hochschule für Technik.

Zur Person

Prof. Dr. Michael Dattner ist seit 2020 Professor für IT-gestützte Druckproduktion an der Berliner Hochschule für Technik (BHT). Seine akademische Laufbahn begann jedoch schon weit früher: Nach seinem Diplom in Mathematik an der Technischen Universität im rheinland-pfälzischen Kaiserslautern im Jahr 2005 promovierte er bis 2011 an der Bergischen Universität Wuppertal. Seine Dissertation im Bereich Elektro-, Informations- und Medientechnik handelte von der spektralen Farbanalyse.

Nach der Promotion führte ihn sein Weg in die Druckindustrie, wo er ab 2011 als Projektleiter in der Entwicklung für Inline-Spektralfotometer arbeitete. Von 2015-2020 war er bei dem Weltmarktführer für qualitätssichernde Systeme in bahnverarbeitenden Industrien als Innovationsmanager tätig. Dort konnte er nicht nur seine Expertise weiter vertiefen, sondern auch praxisrelevante Forschung betreiben – eine wertvolle Vorbereitung auf seine Professur, die zum Sommersemester im April 2020 in Berlin an der BHT begann.

Mit seiner breiten Erfahrung aus Wissenschaft und Industrie verbindet Prof. Dattner heute Theorie und Praxis, um Studierende optimal auf die Herausforderungen der modernen Druckproduktion vorzubereiten.

Lucas Crisólogo Oña: Seit über 4 Jahren sind Sie nun an der BHT. Erzählen Sie uns ein wenig darüber, welche Aspekte der Lehre Ihnen besonders wichtig sind und wie Sie Studierende auf ihre berufliche Zukunft bestmöglich vorbereiten möchten?

Prof. Dr. Michael Dattner: Wenn ich etwas zurückblicke an meine Studienzeit, erinnere ich mich besonders an die Momente, in denen der Austausch mit den Dozierenden zu Beginn oft mühsam und anstrengend erschien. Doch mit der Zeit wurde mir bewusst, wie viel ich durch diesen Dialog lernen konnte. Die Lernkurve war erstaunlich: Von einem anfänglichen „Das ist wirklich lästig“ hin zu einem „Wow, es ist großartig, wenn der Dozent sich intensiv mit einem auseinandersetzt.“ Besonders in Projekten und Arbeiten zeigte sich, dass der offene Austausch der Schlüssel zum Erfolg war. Letztlich waren es genau diese Momente der Zusammenarbeit, die den größten Mehrwert für mich brachten und die Projekte nachhaltig bereicherten. Jetzt, an der BHT, verfolge ich das Ziel, diesen Aspekt der Lehre in meiner täglichen Arbeit zu umzusetzen.

Design, Technologie, Nachhaltigkeit und Innovation bilden die Grundlage für den neuen Masterstudiengang „Transformation Design & Print“, der ab 2025 startet. Wenn wir Bezug auf diesen neuen Studiengang nehmen: Wie sind die Module aufgebaut und wie stellen Sie sicher, dass die Studierenden nicht nur fachlich, sondern auch organisatorisch während der gesamten Laufzeit optimal betreut werden?

Im aktuellen Masterstudiengang begleite ich die Studierenden in den Modulen „Technologie und Innovation Druck“, „Forschung und Entwicklung“ sowie im Wahlpflichtmodul „Forschung und Entwicklung Druck“ vom ersten bis zum dritten Semester. Diese Module sind so aufgebaut, dass sie thematisch aufeinander aufbauen. Verschiedene Themenbereiche können somit über mehrere Semester hinweg vertieft werden. Dieser Ansatz wird auch im neuen Masterstudiengang fortgeführt.

 

Ein besonderer Vorteil dieser modularen Struktur ist die Möglichkeit, sich einem spannenden Thema über die Semester hinaus aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern. So können Studierende, wenn sie möchten, bereits im ersten Semester mit einem Thema beginnen und dieses bis hin zur Masterarbeit kontinuierlich weiterentwickeln. Jedes Modul schließt mit einer wissenschaftlichen Ausarbeitung ab, deren Ergebnisse als Grundlage für die Weiterarbeit im folgenden Semester dienen.

Dieser Ansatz erlaubt es uns an der BHT im technischen Bereich besonders tief in Themen einzusteigen – weit intensiver, als ich es aus meiner eigenen Zeit an einer Universität kenne. Über einen Zeitraum von anderthalb Jahren in den Modulen und einem halben Jahr im Rahmen der Masterarbeit erhalten die Studierenden die Möglichkeit, sich fundiert mit ihrem Thema auseinanderzusetzen und wissenschaftliche Tiefe zu erlangen.

Nach welchen Kriterien werden die Themen der Forschungsprojekte ausgewählt, und welchen Einfluss haben dabei externe Anforderungen oder praxisbezogene Fragestellungen?

Ich habe mir zum Ziel gemacht Studierende an Themen arbeiten zu lassen, die sie sehr stark interessieren. Ich möchte ihnen auch die Chance geben, an Themen zu forschen, die weniger technisch sind, sondern ihren Fokus auf Themen im Bereich Grafik und Design legen. Ein aktuelles Thema beispielsweise ist das Peer Recruiting, bei dem sich Studierende unserer Hochschule aktiv beteiligen, neue Studierende für die Hochschule zu begeistern und zu gewinnen. Das Ziel ist, mit nahbarer Herangehensweise mehr Begeisterung und Vertrauen bei zukünftigen Studierenden zu wecken. Auch ich habe als technisch orientierter Professor bei der ein oder anderen Veranstaltung gelernt, welche Ansätze förderlich sind, um Begeisterung zu wecken.

Etwas, das mich besonders freut, ist der Austausch mit Unternehmen, die auf mich zukommen, inspiriert durch meine Erfahrungen aus der Zeit, als ich in der Industrie tätig war, vor meiner Tätigkeit als Professor. Schon damals gab es viele spannende Themen, die jedoch oft durch Kapazitätsgrenzen innerhalb der Unternehmen limitiert waren. An der Hochschule gibt es diese Einschränkungen nicht – hier steht uns der Raum zur Verfügung, uns intensiv mit innovativen und herausfordernden Projekten auseinanderzusetzen. Die Themenbereiche, die uns erreichen sind vielfältig: von Druckmaschinenherstellern und Qualitätssicherungsexperten bis hin zu Zulieferern, die an der Optimierung von kritischen Oberflächen für Druckprodukte arbeiten. Auch Firmen, die ihre Prozesse durch Automatisierung und den Einsatz von MIS-Systemen effizienter gestalten möchten, bringen spannende Fragestellungen ein. Ebenso inspirieren uns Farbhersteller mit Projekten, die unsere Studierenden mit großem Interesse bearbeiten.

Ein besonderes Highlight ist, wenn Studierende selbst Themen aus der Industrie einbringen und gemeinsam mit Unternehmen daran arbeiten. Solche Kooperationen führen nicht nur zu praxisnahen Ergebnissen, sondern bieten den Studierenden oft auch hervorragende Chancen, in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen übernommen zu werden.

 

Welche Kompetenzen, die in den Modulen vermittelt werden, halten Sie für den Karriereweg der Studierenden besonders wichtig?

Aus meiner Sicht bildet wissenschaftliches Arbeiten eine fundamentale Basis. Ich verstehe darunter ein „strukturiertes Arbeiten“, das in vielen Arbeitsbereichen als Ingenieur, besonders auf verantwortungsvollen und leitenden Ebenen, unverzichtbar ist. Mit klaren roten Fäden und Konzepten an Themen zu arbeiten, ist eine zentrale Fähigkeit, die Hochschulen ihren Studierenden vermitteln sollten.

Unsere Absolvent*innen profitieren davon, denn sie lernen, sauber strukturierte Arbeiten zu verfassen. Diese Kompetenz zeigt, dass sie in der Lage sind, auch im Beruf strukturiert zu arbeiten – ein entscheidender Vorteil, insbesondere in der Forschung. Zu Beginn von Hausarbeiten stoße ich bei Studierenden gelegentlich auf bescheidenes Feedback, da diese als lästig und kompliziert empfunden werden. Doch spätestens bei der Bachelor- oder Masterarbeit zahlt sich die zuvor erlernte Methodik aus: Sie wissen dann genau, wie wissenschaftliche Texte zu verfassen sind, was für den Erfolg der Abschlussarbeit entscheidend ist. Im Laufe des Studiums – meist ab dem zweiten oder dritten Semester – steht die Struktur einer wissenschaftlichen Arbeit nicht mehr im Fokus. Stattdessen können sich die Studierenden voll auf die Inhalte konzentrieren, was den eigentlichen Kern ihrer Arbeit ausmacht.

In meinen Modulen wird ausschließlich in Teams gearbeitet. Die Fähigkeit zur Teamarbeit ist in der Arbeitswelt unverzichtbar, da Einzelkämpfer oft hinter den Ergebnissen eines gut funktionierenden Teams zurückbleiben. Das Arbeiten im Team ist besonders in Entwicklungsabteilungen von großer Bedeutung. Die Fähigkeit, effektiv im Team zu arbeiten, ist daher eine entscheidende Kompetenz, die Studierende mitnehmen.

Wie gewährleisten Sie, dass Studierende Zugang zu den notwendigen Ressourcen und Technologien haben, um komplexere Forschungsthemen zu bearbeiten wo es beispielsweise darum geht, Druckfarben zu analysieren oder mithilfe entsprechender Analytik die Struktur eines Substrates zu charakterisieren?

Unsere Hochschule verfügt nicht nur über Labore für Druck- und Medientechnik, sondern auch über eine tolle Laborlandschaft in anderen Bereichen. Sollte es an den notwendigen Ressourcen fehlen, haben wir die Möglichkeit, auf Labore befreundeter Universitäten, wie der Bergischen Universität Wuppertal, zurückzugreifen. Zudem kooperieren wir mit Unternehmen wie dem Druckmaschinenhersteller Heidelberger und Instituten wie dem Sächsischen Institut für Druckmaschinen in Leipzig, bei dem ich im Förderverein als Vorstandsvorsitzender tätig bin. Es freut mich immer, unseren Studierenden und Forschern die Gelegenheit bieten zu können, gemeinsam in diesen Laboren zu arbeiten und zu forschen.

Gibt es bestimmte Projekte oder Arbeiten aus der Vergangenheit, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Eine meiner Masterabsolventinnen hat alle drei Module während ihres Studiums bei mir absolviert und sich im Verlauf immer stärker in eine technische Richtung orientiert. Ursprünglich hatte sie eine künstlerische Ausrichtung und interessierte sich besonders für die Herstellung von Papier, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Ressourcenschonung und der geringen industriellen Ausprägung. Schließlich hatte sie die Gelegenheit, ein Projekt bei einem Druckmaschinenhersteller zu bearbeiten, das sich mit dem Einfluss von Substraten auf die Farbannahme beschäftigte. Dank ihres umfangreichen Vorwissens in diesem Bereich war sie bestens auf das Projekt vorbereitet.

„Unsere Studierenden lernen, über den Tellerrand hinauszublicken und komplexe Zusammenhänge zu meistern.“

Eine weitere Masterabsolventin, die mir in Erinnerung bleibt, ist eine junge Dame, die aus ihrem Heimatland nach Berlin an die BHT kam, um ihren Master zu machen. Ich musste die Module auf Englisch halten, was von den anderen Teilnehmenden direkt akzeptiert wurde. Sie hatte ein großes Interesse am Thema Farben und deren Pigmentierung. Nach ihrem Abschluss an der BHT konnte sie bei einem meiner industriellen Kooperationspartner in einer international tätigen Firma einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterzeichnen. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt nun darauf, wie Oberflächen behandelt werden müssen, damit sich die Farbe nicht so leicht abreiben lässt. Sie ist mittlerweile seit drei Jahren in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens tätig.

Einige weitere Masterabsolvent*innen haben ihren Weg in Forschungsinstitute wie das Fraunhofer-Institut gefunden, aber auch bei Weltmarktführern in den Bereichen Softwareentwicklung und Messgeräteherstellung.

Gibt es etwas, das Sie den Studierenden aus Druck- und Medien gerne mit auf den Weg geben möchten?

Ich möchte den Studierenden aus dem Bereich Druck- und Medientechnik mit auf den Weg geben, wie wertvoll eine vielseitige und interdisziplinäre Perspektive ist. Unser Studiengang hier an der BHT vereint technische, wirtschaftliche sowie designorientierte Kompetenzen und hebt sich damit von anderen Hochschulen und Universitäten ab, die oft nur einen dieser Bereiche abdecken. Wir bieten eine breite Ausbildung, die die gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigt, sodass die Studierenden Themen ganzheitlich bearbeiten können. Diese breite Ausrichtung ist nicht nur eine Stärke, sondern auch ein entscheidender Vorteil, um sich in einem vielfältigen und dynamischen Berufsfeld erfolgreich zu positionieren.

 
Text: Lucas Crisólogo Oña
 
 

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