Das Alumni Magazin des Studiengangs Druck- und Medientechnik


Eintauchen in eine fremde Welt – Gregor Iwanowski

Gregor Iwanowski verbrachte das Wintersemester 2022 mit dem Erasmus-Programm in La Rochelle, Frankreich. Im Interview teilt er seine Erlebnisse und gibt Einblicke in das Leben und Studieren im Ausland.

Hallo Gregor, du hast im Wintersemester 2022 ein Auslandssemester in Frankreich gemacht, wie bist du auf das Programm des Auslandssemesters aufmerksam geworden?

Ich bin von mir aus auf das Erasmus Programm zugegangen, da ich im Vorhinein schon über dieses Programm Bescheid wusste. Durch meine Schwestern hatte ich davon erfahren und da ich den eigenen Willen hatte, ins Ausland zu gehen, bevor die Uni mit dem Master abgeschlossen wird, meldete ich mich bei den Verantwortlichen.

 
Strand Anse de la Croix

Wieso hast du dich für ein Auslandssemester entschieden? Was war der ausschlaggebende Grund?

Ich wollte schon länger mal in einem anderen Land leben und alle Challenges, die so auf einen zukommen mitnehmen. Nachdem ich mein ganzes Leben in Berlin verbrachte, wollte ich die Herausforderung in einer kleineren Stadt zu leben, meistern. Besonders nachdem unser aller Leben durch Covid eingeschränkt war, wuchs mein Interesse, nach der abklingenden Pandemie andere Kulturen kennenzulernen.

Wie funktioniert so eine Bewerbung und wie lange dauert das insgesamt?

Ich brauche für Papierkram oft etwas länger, da ich es sorgfältig durcharbeite, dennoch muss schon viel Zeit investiert werden. Besonders die Recherche für die Prioritätenliste kostet sehr viel Zeit. Denn da gehört mehr dazu, als man anfangs vermuten möchte. Es müssen auf den jeweiligen Seiten der Partner-Unis alle Kurse abgegrast werden und die Kursbeschreibung eingereicht werden. Da kommt ein weiterer Zeitfaktor mit ins Spiel – nicht alle haben diese Kursbeschreibungen. Diese sind aber relevant, um die benötigte Anzahl an Credits zu berechnen, die Studierende im Ausland erbringen müssen. Bei meiner Wahl-Uni hatten sie keine Kursbeschreibung, daher musste ich Mailverkehr mit den Professor*innen aufnehmen, um sie zu erhalten und einzureichen. Das hat ebenfalls viel Zeit gekostet, da ich auch mal bis zu einem Monat auf eine Antwort gewartet habe. Wenn man außerhalb Europas, sprich nicht mit dem Erasmus Programm ins Ausland möchte, sind die Fristen länger, also muss man sich früher um alles Wichtige kümmern. Daher frühzeitig um alles kümmern, wenn Interesse besteht. Learning: Fristen beachten, um sich alle Optionen offen zu halten!

Konntest du in deiner Bewerbung ein Wunschland angeben?

Prinzipiell ist es möglich, ein Wunschland anzugeben. Dafür gibt es eine Prioritätenliste, in die man seine Wunsch-Unis nach eigenem Interesse in Reihenfolge eintragen kann. Dabei sollte beachtet werden, dass die Bewerbungen rechtzeitig eingereicht werden müssen, da gerade Länder, in denen Englisch gesprochen wird, aufgrund der geringen Sprachbarriere beliebt sind. Ich habe alles etwas später eingeleitet und hatte daher weniger Auswahl, als es mir lieb war. Ich hatte aber Glück, denn durch meine Kenntnisse in Französisch hatte ich dennoch eine gute Chance auf ein Auslandssemester. Daher wählte ich die Kleinstadt La Rochelle an der Westküste Frankreichs als Ziel aus. Dadurch, dass ich nicht frühzeitig alles eingereicht habe, fielen bei mir Länder und Unis weg. Wenn ich aber die freie Wahl gehabt hätte, wäre mein Wunschland wahrscheinlich Kanada gewesen, am liebsten in Quebec. Mein Sprachniveau in Französisch war auf B1 Level, ich konnte aber durch Kurse an der Volkshochschule meine Kenntnisse nochmals auffrischen, um mich noch besser verständigen zu können.

 
The Lantern Tower of La Rochelle bei Nacht

Wie viel hat das ganze Semester in Frankreich gekostet?

Ich habe von der Uni eine feste Geldsumme auf mein Konto überwiesen bekommen. Diese sollte helfen, alle finanziellen Hürden vor Ort zu meistern. Da ich als Auslandsstudierender keine Studiengebühren bezahlen musste, weil ich sie schon an der BHT bezahlt habe, fällt dieser Posten dabei weg. Das Geld, das auf mein Konto überwiesen wurde, wird vorher genau berechnet. Berechnet wird es durch Kosten vor Ort, sprich Essen, Trinken, Unterkunft etc. Damit habe ich mir unter anderem das Studentenwohnheim günstig finanziert. Dafür ist das Essen entsprechend teurer. Die Studiengebühren in Frankreich waren aber ähnlich wie unsere heimischen Semestergebühren.

Wie sieht ein typischer Unitag in Frankreich aus, kannst du einen Alltag beschreiben?

Mein Tag begann mit dem Weg zur Uni. Ich bin mit meinem Fahrrad zehn Minuten vom Studentenwohnheim bis zum Campus gefahren. Der Unterricht begann immer um 8 Uhr morgens und ging bis zum Nachmittag ungefähr 16 Uhr. So war die ganze Woche von Montag bis Freitag. Das Uni-System in La Rochelle ist deutlich mehr wie ein Schulsystem als an deutschen Unis. Es müssen dort Hausaufgaben abgegeben werden und es besteht strenge Anwesenheitspflicht. Man darf nur ein bis zwei Mal im Semester fehlen. Es ist schon deutlich strenger. Auch Verspätungen von ca. zehn Minuten werden nicht gern gesehen. Es ist alles eher wie zu den Schulzeiten. Die Kurse sind ähnlich klein wie auch an der BHT, sprich nicht viele Studierende im Kurs. Ob dies nun überall in Frankreich so ist oder der kleinen Stadt geschuldet ist und in Paris größere Vorlesungen sind, weiß ich allerdings nicht. Kaum jemand studiert länger, als die Regelstudienzeit besagt und alle sind dementsprechend jung. Es gab auch Gruppenaufgaben im Laufe des Semesters. Dort zeigte sich, dass viele nur die Mindestanforderungen gemacht haben und teilweise sogar versucht haben zu betrügen und nur den Schein erzeugt haben, dass ein Projekt fertig ist. Dies war vor allem dem Zeitdruck geschuldet, da auch am Wochenende viel gearbeitet wurde. Neben dem einen Modul, welches ich absolvieren musste, gab es noch einen Sprachkurs. Dieser war zweimal in der Woche nachmittags. Den habe ich neben dem Hauptmodul auch noch abgeschlossen. Neben all den unilastigen Zeiten, blieb auch nach den Tagen und am Wochenende Zeit für kulturellen Austausch mit Einheimischen und anderen Gast-Studies. Es war ein breites Spektrum an Nationalitäten von Brasilianer*innen über Italiener*innen bis zu Südkoreaner*innen. Mit all den unterschiedlichen Nationen konnte so am Nachmittag und Abend im Wohnheim abgehangen werden und auch mal Spieleabende im Aufenthaltsraum durchgeführt werden, bei dem alle Kulturen sich untereinander austauschen konnten und jede Person viel mitnehmen konnte. Dadurch, dass das Semester schon im September begann, konnte im nahen gelegenen Meer gebadet werden. Ich wollte auch gerne einen Surfkurs im Hochschulsport machen, das hat aber leider nicht funktioniert. Ich habe im Hochschulsport dann einen Tanzkurs belegt mit lateinamerikanischen Tänzen.

 
Phare des Baleines

Ist das Studium vom Umfang vergleichbar mit dem Deutschen Uni-Alltag?

Wie bereits erwähnt, war das Studiensystem in La Rochelle anders als an der BHT. Das Studium war in Modulen im Blocksystem angeboten und läuft dann Vier Wochen. Also geht ein einziges Modul knapp einen Monat. Dadurch, dass Studieren in einer anderen Sprache zeitintensiver ist, hatte ich Glück, dass die BHT großzügig war. Ich musste nur ein Modul belegen und erfolgreich abschließen. Denn beim Erasmus legt immer die Heimatuni den Umfang an Credits fest. Andere deutsche Studis mussten sogar fünf Module belegen, da hatte ich Glück. Das ist alles aufwändiger als im Heimatland, denn es muss neben dem Einleben an einem fremden Ort alles erledigt werden. Unter anderem wo finde ich Essen? Wo ist was? Usw. Das ist neben dem Studium echt zeitintensiv. Durch das Blocksystem hatte ich zu Beginn dennoch nicht weniger zu tun als andere Studis mit mehr Modulen, so war ich vier Wochen lang sehr gestresst, da nur dieses eine Modul zu dieser Zeit war. Danach lief es dann deutlich entspannter und es war wie Ferien abgesehen von einem Sprachkurs, der noch weiterlief.

Neben all deinen guten Erfahrungen und den schönen Einblicken, gab es da auch negative Erfahrungen?

Ja, gerade die Anfangszeit war schwieriger als gedacht. Als ich im Studentenwohnheim angekommen bin, war es nicht voll eingerichtet. Besteck, Geschirr und auch Töpfe waren nicht vorhanden, da musste ich erst einmal gucken, wo ich all diese Sachen herbekommen konnte. Auch Bettdecken und Bettbezug fehlten. So habe ich die ersten zwei Wochen minimal gelebt und es war alles stressig zu besorgen, da ich mich erst einmal in der Stadt zurechtfinden musste. Das System des Blockmoduls war ebenfalls eher negativ und dieses musste ich erstmal verkraften und war stressig. Das waren während des Semesters aber eigentlich die einzigen negativen Punkte. Sonst gibt es viel Positives. Nach dem Semester gab es noch einen negativen Punkt. Ein Dozent hat sich darüber aufgeregt, dass ich nach dem Bestehen eines Moduls, das zweite Modul nicht mehr besucht habe, als ich meine Credits zusammen hatte. Deshalb hatte sich der Dozent später gemeldet, ob ich krank gewesen wäre oder wieso ich die Prüfung nicht besucht hätte, und fragte auch nach einem Attest. Wohingegen wir an der BHT für uns selbst verantwortlich sind und wenn man nicht hingeht, die Konsequenzen tragen muss. Das zeigt wieder diesen schulischen Touch, den die Uni in La Rochelle hatte.

Gibt es einen Tipp, den du zukünftigen Studierenden, die solch ein Projekt anstreben, mitgeben kannst?

Wichtig ist es, sich rechtzeitig zu bewerben, um eine große Auswahl zu haben. Mann sollte sich ungefähr ein Jahr vorher anmelden und die Fristen beachten. Neben diesem Punkt sollte eine gut strukturierte Recherche im Vorhinein betrieben werden. Als Tipp, kleinere Unis in nicht englischsprachigen Ländern sind leichter zu erreichen. Ganz wichtig auch nochmal die Sprachkenntnisse des Reiseziels auffrischen. Ein weiterer wichtiger Tipp, um ein gutes Auslandserlebnis zu haben, sollte man nicht zu viel mit anderen deutschsprachigen Studierenden unterwegs sein. Sonst findet wenig kultureller Austausch statt und es werden auch keine Sprachübungen durchgeführt. Es ist wichtig, sich den neuen Kulturen zu stellen und daran zu wachsen, um ein unvergessliches Erlebnis zu schaffen.

Was ist ein Moment des Semesters, eine Begegnung oder ein Ereignis, das dir besonders im Kopf geblieben ist?

Besonders in Erinnerung geblieben sind die gemeinsamen Abende mit französischen und internationalen Studierenden. Eine französische Tutorin für Erasmus hat uns einen Abend bei sich eingeladen und Crêpes gemacht. Dadurch, dass das Semester in Frankreich schon Anfang September begann, gab es auch mal ein Picknick am Strand, wo alle zusammenkamen. Besonders war es auch, sich mit Leuten aus der ganzen Welt auszutauschen und Dinge zu erfahren, die man im normalen Studium nicht erfährt, das waren sehr prägende Momente.

Wenn du noch mal die Möglichkeit hättest, ein Semester im Ausland zu verbringen, würdest du es nochmal machen?

Auf jeden Fall. Ich kann es nur empfehlen. Ich bereue es ein bisschen, es nicht schon im Bachelor gemacht zu haben. Am besten so viel wie möglich. Ich wäre auch zwei Semester gegangen. Am besten, wenn man nicht mehr viele Module hat und optimalerweise, wenn nur noch Wahlpflichtmodule offen sind. Bei denen ist es leichter, geeignete Kurse an der anderen Uni zu finden.

 
Text: Philipp Bauer
 
 

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